:Die
Meisterschaft hat ja sehr gut für euch beide in Monza angefangen.
Es war ein guter Erfolg für euch in der letzten Runde die PK-Viper
zu überholen ... ?
Christian Vann (CV): Ja, das war
interessant. Wir haben den Speed noch irgendwo gefunden. Auf der Tafel
standen schon -14, -13 Runden (bis Rennende) und wir holten 2 Sekunden
pro Runde auf, und als ich das sah gab das die nötige Geschwindigkeit.
So wurde es zum Schluß ein großartiger Kampf als es in die
letzte Runde ging.
:Und
wie ging das dann in den nächsten Rennen weiter?
Christian Gläsel (CG): Im
zweiten Rennen sind wir ebenfalls Vierte geworden. Dort hatten wir noch
John Hugenholz im Wagen. Wir sind dort vom zehnten oder elften Startplatz
losgefahren und haben uns dann mit kontinuierlichen Rundenzeiten nach vorne
gearbeitet. Das ist sowieso eine unserer Stärken. Die meisten Teams
bestehen aus einem langsameren und einem schnelleren Fahrer, während
unsere Rundenzeiten sich meist bis auf eine Zehntel gleichen, so können
wir uns dann meist gut nach vorne arbeiten und das werden wir wohl auch
morgen (am Renntag) so machen.
:Wie
liefs denn hier im Qualifikationstraining?
CV: Ja, hier hatten wir ein schlechtes
Training. Ich habe den Wagen heute morgen leider in der ersten Session
in der ersten Kurve ins Kiesbett gedreht. Ich habs auf meiner vierten schnellen
Runde zu hart versucht. Das wars dann. In der zweiten Session hat dann
Christian (Gläsel) der Wagen übernommen und unsere Zeit um 2
Sekunden verbessert, obwohl die Strecke aufgrund der Hitze eigentlich langsamer
war. Das war eine gute Zeit von Ihm. Leider sind wir immer noch vierzehnte.
CG: Wir haben leider gestern eine
Menge Zeit verschwendet. Im freien Training waren wir 3 Stunden draußen
um den Wagen abzustimmen, konnten aber keinen Grip finden. Erst heute nacht
haben wir festgestellt, daß einer der hinteren Stoßdämpfer
gebrochen war. Also wollten wir heute morgen nochmal mit der Abstimmungsarbeit
anfagen. Dann hat Christian den Wagen unglücklicherweise in den Kies
gesetzt. Deshalb sollten wir die Quali hier besser vergessen.
Die Chamberlain Viper
Nummer 19 von Christian Vann (GB) & Christian Glasel (D) in Zolder,
am linken Rand Christian Vanns Ex-Fahrzeug, der Marcos
:
Was denkt ihr über Zolder als Strecke. Die Strecken in der FIA-GT-Meisterschaft
sind sehr unterschiedlich im Vergleich zu den letztjährigen Strecken?
CV: Mir persönlich gefällt
die Strecke nicht. Das macht keinen Spaß hier. Es ist sehr schwierig
und anspruchsvoll; du mußt immer 100%ig konzentriert fahren. Das
wird ein schwieriges Rennen morgen. Ich glaube viele werden in kleinere
Unfälle verwickelt sein.
CG: Nun, wir haben jetzt schon
etwas Erfahrungen mit kleineren Kursen: Hockenheim war ziemlich nervend
für die Viper und hier siehts genauso aus. Diese langsamen Kurven
sind sehr schwierig. Wie Christian schon sagte, du mußt jede Runde
am Limit fahren, das ist sehr hart.
Ich habe hier im August ein historisches
Rennen. Im Augenblick freue ich mich da gar nicht darauf. Du must hier
soviel bremsen, es ist kein flüssiger Kurs, wie die die es vor 10
oder 20 Jahren gab
CV: Dies ist hier ein sehr guter
Porsche-Kurs, wie die meisten bisherigen Kurse. Es ist als wenn jemand
entschieden hätte, das man nur noch auf Strecken fährt, die den
Porsche gut stehen.
CG: Ja, aber in der 2.Saisonhälfte
kommen dann die Viper-Kurse !
:Was
denkt ihr über die Entwicklung der FIA-GT2-Meisterschaft im Vergleich
zu letzten Jahr ? Haben sich Sachen grundsätzlich geändert?
CG: Ja wir bekommen weniger Medien-Präsenz
als letztes Jahr. Viel weniger! Im Fernsehen kommt fast gar nichts mehr.
CV: Dieses Jahr sieht es amateurhaft
aus. Letztes Jahr war es viel professioneller. Die großen Teams brachten
eine professionelle Atmosphäre in die Meisterschaft. Das jetzige Medieninteresse
und das Fernsehen erinnern mehr an Clubrennen. Da ist ein großer
Unterschied zu letztem Jahr.
:Wie
könnte man das verbessern?
CV: Ich glaube man müsste
die offenen Sportwagen oder GT1 für die Serie gewinnen, Live-Übertragungen,
und wenn dann einiges von der Technologie zurückkommt, vom Prestiege
der Hersteller, die diese schönen schnellen Autos bauen, dann wird
das Interesse auch zurückkommen.
:Wartet
ihr schon gespannt auf die ALMS wenn sie nächstes Jahr nach Europa
kommen sollte?
CG: Ich glaube wir werden noch
dieses Jahr eine Reihe von Läufen zur ALMS mitmachen, um mal zu sehen
wie die Serie ist. Ich glaube sie ist viel eindrucksvoller für die
Fans. Ich glaube allerdings, daß wir beide nächstes Jahr sowieso
in einem offenen Sportwagen sitzen werden. Das wird mehr Spaß machen
und diese Serie entwickelt sich sehr, sehr gut.
CV: Ich glaube diese Meisterschaft
hier
könnte dasselbe wie die ALMS werden, wenn man offene Sportwagen und
GT3-Fahrzeuge zulassen würde. Es ist nur eine Frage der FIA ob sie
sowas zulassen würde.
CG: Und dann kannst du dieses Wochenende
hier noch sehen, daß das Feld und der Anspruch dieser Meisterschaft
nicht zusammenpassen. Obwohl das Feld sehr klein ist sind die Preise hier
in Zolder sehr hoch. Die Fans bleiben bei solchen Preisen doch lieber zuhause.
Die wollen doch nicht ein paar Porsches gegen ein paar Vipers bei solchen
Preisen fahren sehen
:
und dies ist noch einer der billigeren Veranstaltungen...
CV: Ja das ist sehr teuer geworden
.
Die Viper der beiden
Chamberlain-Christians in der Boxengasse von Zolder.
:
Zu dir Christian (Glasel): dich kenn nicht viele Leute aus dem Sportwagenbereich.
Was hast du vorher für Rennen gefahren ?
CG: Ja das stimmt. Dies ist meine
erste Saison bei den GTs. Vorher habe ich einige Jahre historische Fahrzeuge
gefahren. Das war alles was ich bisher in meinem Leben gefahren bin; historische
F1 und Prototypen. Letztes Jahr bei einem Prototypenrennen hat mich dann
jemand gefragt, ob ich nicht mal aktuelle Fahrzeug fahren wollte. Und dann
habe ich dieses Jahr zuerst an 24h von Daytona teilgenommen.
:
Und du Christian: du hast ja letzes Jahr den Marcos gefahren. Was sind
die wesentlichen Änderungen? Wie fährt sich die Viper im Vergleich
zum Marcos ?
CV: Um mit den Reifen zu beginnen:
Der Marcos hat schmalere Hinterreifen. Mit der Viper fahren wir mit breiteren
Reifen. Leider hat Cor damit dieses Jahr einen Nachteil. Den größten
Unterschied macht aber das Getriebe aus. Im Marcos steckt ein sehr gutes
Renngetriebe (mit Schaltwippe). In unserem Wagen haben wir ein konventionelles
Schaltgetriebe, wie in der Straßenversion. Das bedeutet langsamere
Gangwechsel und ist schwierig zu handeln. Aber sonst gibt es keine größeren
Unterschiede in der Fahrweise, außer vielleicht noch, daß der
Marcos die steifere Karosserie hat.
:
Und gibts Unterschiede zwischen den Teams, MRI und Chamberlain ?
Naa, schon! Sie sind sehr verschieden,
haben eine verschiedene Kultur, aber beide sind sehr gut.
:
Welches sind die wesentlichen Unterschiede zwischen den Oreca Vipers und
eurem Fahrzeug? Die Orecas scheinen immer eine Sekunde schneller zu sein
!
CG: Nö, da gibts keine Unterschiede
, die Wagen sind identisch. (Breites Grinsen)
CV: Die Sache ist, die sind mit
der Entwicklung immer um 12 Monate voraus. Nächstes Jahr werden die
Kunden das diesjährige Auto kaufen können, aber dann werden sie
wieder einen 12-Monats-Vorsprung haben.
CG: Wir können uns eigentlich
nicht darüber beschweren, denn ihre Entwicklungsarbeit kommt im Endeffekt
uns zugute. Wir haben im Moment aber eher das Gefühl, daß Oreca
jetzt weniger Entwicklungsarbeit in den Wagen steckt, weil sie nächstes
Jahr
nicht mehr die Viper fahren werden. Das sieht im Augenblick jedenfalls
so aus. Uns wurde vor 2 Monaten ein sequentielles 6-Gang-Getriebe versprochen,
das Oreca aber erst hier selber im Training ein paar Mal benutzt hat, das
aber wohl immer noch nicht richtig funktioniert. Wir hoffen, daß
wir das Getriebe noch diesen Sommer kriegen, aber es sieht nicht so aus.
Thomas Erdos, Christian
Vann und Christian Glasel in Le Mans
:
Was anderes: wie habt ihr Le Mans dieses Jahr erlebt ?
CG: In der Vorqualifikation hat
es sehr gut angefangen: wir haben die zweitschnellste GT2-Zeit gefahren.
Dann beim Rennstart haben wir erstmal 4 Stunden in der Box verbracht, mit
Getriebeproblemen, nicht funktionierenden Einspritzpumpen, kaputten Anlassern,
Unfällen. Erst um 2 Uhr in der Nacht ist der Wagen richtig gelaufen.
CV: Christian hatte leider einen
kleineren Unfall mit einem Prototypen. Der hat ihn auf die Kerbs geschoben
und das hat den Unterboden beschädigt, aber glücklicherweise
geschah das direkt vor den Boxen, so haben wir nicht zuviel Zeit verloren.
CG:Die ganzen Reperaturen haben
uns insgesamt 4 Stunden gekostet, aber von 2 Uhr an lief der Wagen wie
ein Uhrwerk und sehr schnell. Und das hat uns im Nachhinein frustriert.
CV: Ja, wir waren ab dem Zeitpunkt
schneller als unser Schwesterfahrzeug, welches dann im Endeffekt als Dritter
angekommen ist. Wir waren zwar enttäuscht aber auf der anderen Seite
auch zufrieden mit unserer Rennleistung. Zum Schluß haben wir dann
doch eine gute Arbeit geleistet.
CG: Es hat ein paar Tage gedauert,
ehe wir richtig realisiert haben, daß wir die 24 Stunden von LeMans
beendet haben. Es war unsere erste Teilnahme an den 24 Stunden und wir
hatten das Rennen trotz dem ganzen Ärger mit den Reperaturen beendet.
:
Welches Programm hat das Team noch dieses Jahr für euch? Welche Rennen
fahrt ihr noch?
CG: Wir werden noch 4 oder 5 ALMS-Rennen
in den Staaten fahren, zusätzlich zu den FIA-GT-Rennen.
CV: Das Hauptproblem ist, daß
die FIA uns immer noch nicht gesagt hat, wo die letzten Rennen stattfinden
werden. Wir wissen noch nicht wo wir fahren werden, wir müssen unsere
Sponsoren im Unklaren lassen, wir können noch keine genauen Pläne
machen. Das ist alles sehr frustrierend und amateurhaft wie das hier abläuft.
Also können wir auch nichts genaues über unsere Pläne sagen.
:
Würdet ihr in Zukunft auch offene Sportwagen fahren, gerade an so
warmen Tagen wie heute ?
CG: Ja, das wäre der Hauptgrund
!
:
ISRS oder ALMS?
CG: Ja, ISRS vielleicht. Nach den
neusten Regularien ist es ja eine Europa-Meisterschaft. An diesem Wochenende
fahren sie in Donington, mit einem Feld von 30 Autos und die Meisterschaft
entwickelt sich noch weiter. Die Kosten sind vergleichsweise niedrig und
man hat Möglichkeiten mit diesen Autos in den Staaten zu fahren. Und
sie sind schnell und es macht mehr Spaß sie zu fahren.
CV:
Die Medien zeigen mehr und mehr Interesse an diesen Autos, auch das Fernsehen.
Die GT2 sind eine gute Schule um sich an den Grip und die Leistung dieser
Sportwagen zu gewöhnen. Ich glaube, daß alle guten GT-fahrer
sich in diese Richtung orientieren werden.
:
Vielen Dank für das Gespräch und viel Glück fürs Rennen
!