Im Training zeichnete sich
erstmals ein ernstzunehmender Gegner für die Oreca-Vipers ab. Der
Werks-Lister Storm mit 7l Jaguar-Motor mußte sich beim Kampf um die
Pole-Position der dominierenden Oreca Viper von Karl Wendlinger und Oliver
Beretta nur um 3/10 Sekunden geschlagen geben. Dabei spielte sowohl das
Handicapgewicht der Viper von 25kg als auch die gegenüber Monza andere
Streckencharakteristik dem Team des britischen Hubraummonsters in die Hände.
Gegenüber dem italienischen High-Speed-Kurs besitzt Silverstone mehr
mittelschnelle Kurven aus denen das schnelle Herausbeschleunigen einem
hubraumstarken und leichteren Wagen naturgemäß einfacher fällt.
Die Lister-Mannschaft um Teamchef Laurence Pearce machte sich daher begründete
Hoffnungen in Silverstone erstmals auf internationaler Bühne brillieren
zu können. Hatte man doch mit Jaguar zu seligen Gruppe C-Zeiten noch
das Rennen in Silverstone von 1986-1991dominiert. Als Verstärkung
im Fahrerteam hatte man noch Bobby Verdon-Roe für das Wochenende verpflichtet.
Dahinter konnte sich im
weitestgehend verregneten Training auf Platz 3 der Roock-Porsche von Claudia
Hürtgen und Stefan Ortelli noch vor allen Vipers klassieren. Die in
Monza noch so hervorragende Freisinger-Mannschaft plagte sich diesmal mit
Motorproblemen herum, die einen Wechsel vom neuen, getunten Aggregat auf
den alten Daytona/Sebring/Monza-Motor nötig machten und im Endeffekt
den 17.Startplatz für das Fahrzeug von Kaufmann & Ligonnet bedeuteten.
Den 4. Platz belegte die verbliebene Belmondo Viper Nr.21. Dahinter platzierten
sich die Chamberlain-Viper Nr.18 (Amorim/Hoy/Seiler) vor dem 2. Roock-Porsche
von Hubert Haupt & Andre Ahrlé.
Mit 3 Marken auf den ersten
3 Plätzen schien damit die Handicap-Regel ihre Wirkung voll erfüllt
zu haben, aber würde sich das auch im Rennen abzeichnen können
? Christian Vann im Chamberlain-Viper war da anderer Ansicht: "Die 10kg
spürst du im Wagen gar nicht. Ich hätte auch nichts dagegen wenn
wir irgendwann mal 100kg zuladen müssen; das würde lediglich
zeigen, daß wir in den vergangenen Rennen gut abgeschnitten haben
!".
Am Rennsonntag präsentierte
sich die Strecke erstmalig im trockenen Zustand. Den Sprint zur ersten
Kurve entschied der Lister für sich, während es dahinter ordentlich
krachte. Renato Mastroprieto hatte den 2. Seikel-Porsche in die Boxenmauer
gebohrt, was das Safety-car nach Ablauf der 1.Runde auf den Plan rief.
Zum Glück für Franz Konrad, der nach einem Dreher in Maggots
somit nicht allzuviel Rückstand einkassierte. Nach dem Neustart in
der 5.Runde nistete sich der Lister auf der Führungsposition ein,
dicht verfolgt von der Oreca-Viper Nr.1, während die tapfer kämpfende
Claudia Hürtgen auf Platz 3 trotz intensiven Spätbremsens von
einer Viper nach der anderen aufgeschnupft wurde.
Die 1. Runde der Boxenstopps
nach ca.1h wurde vom Lister eröffnet, der sich nie mehr als einige
Wagenlängen von der Nr.1 hatte entfernen können. Die Oreca-Mannschaft
erledigte die gestellte Aufgabe eine Runde später etwas zügiger,
was in der Führung resultierte. Unterdessen mußte der 2.Roock-911
mit Hubert Haupt am Steuer für einen etwas längeren Service an
die Box; ein Kollisionsschaden am Heck mußte behoben werden. Teamkollegin
Claudia Hürtgen konnte dagegen für wenige Runden Führungsluft
schnuppern. Der niedrigere Verbrauch des 911 machte dies vorübergehend
möglich. Während der Lister mit Bobby Verdon-Roe am Steuer den
Abstand auf die führende Viper kontinuierlich abfeilte. Unterdessen
sorgten im Mittelfeld die 2.Chamberlain-Viper (Dreher) und der RWS-Porsche
der Felbermayr´s (Reifenschaden) für die Unterhaltung der spärlich
erschienenen Zuschauer.
Die 2.Runde der Boxenstops
wurde wiederum vom Lister eingeläutet. Der Stop der Viper war diesmal
nicht schneller und Tiff Needell am Steuer des Listers konnte diesmal am
Ende der Boxenausfahrt die Führung übernehmen. Die Herrlichkeit
des Jaguar-betriebenen Wagens dauerte jedoch nicht lange an, nachdem in
der 80. Runde Karl Wendlinger an dem gelb-grünen Wagen vorbeiziehen
konnte und dieser in der Folge immer langsamer wurde. Eine gebrochene Antriebswelle,
wie im Training, setzte der Gala des Listers ein Ende. Wie später
rekonstruiert wurde stammten die Ersatzteile aus dem Bestand der Teile
die man 1996 für das Rennen in Daytona (!!) zurückgelegt hatte.
Nach dem Ausfall des Listers
war aus dem Rennen die Luft raus. Der Eschmann/Hulverscheid-Porsche bruzelte
nach dem Bruch einer Ölleitung etwas an. Aus dem Öl rutschte
der Haberthur-Porsche Nr.9 aus. Die Viper von Ni Amorim bekam eine Stop&Go-Strafe
verpasst, bevor in der 123.Runde wegen Getriebeproblemen entgültig
Schluß war. Der Roock-Porsche von Ortelli/Hürtgen lag kurz vor
Schluß auf einem komfortablen 3.Platz, bevor ein Felgenbruch den
Wagen auf den 5.Platz hinter die belgische PK-Viper und die von Hugenholz,
Gläsel & Vann zurückwarf. Somit resultierte am Ende des Rennens
die obligatorische Oreca 1-2 Paarung, und dies obwohl sich am Auto von
Bell, Donohue und Belloc 2 Gänge abgemeldet hatten. Jedoch hatten
für die ersten 80 Runden die Vipers ihren Meister im Lister gefunden.
Dies lässt für die kommenden Runden der FIA-GT-Meisterschaft
spannende Rennen erwarten. Den letzen Punkt des Rennens kassierte die Freisinger-Mannschaft
um Ligonnet & Kaufmann, trotz zweier Platten während des Rennens.
Im Anschluß an den
Lauf gab Stefan Ratel eine Pressekonferenz, in der über die zukünftige
Entwicklung des Championnats informiert wurde. Ratel bedauerte die geringe
Nennungszahl für den Silverstone-Lauf und führte diese u.a. auf
die LeMans-Vorquali zurück. Er bezeichnete die starke Vorstellung
des Listers als interessant und wichtig für die Meisterschaft. Ferner
würde man die Meisterschaft auch weiterhin für neue Autos offen
halten, so daß Privatteams Fahrzeuge wie z.B die Ferraris, Lamborghinis
& Aston Martins (?!?) einsetzen könnten.
Ob seine Träume von
großen Namen im Automobilsport auch durch hinreichend große
Starterfelder für die Zukunft abgesichert sind, werden die nächsten
Rennen zeigen müssen. Als nächstes steht der Lauf in Hockenheim
in 6 Wochen an.
Endergebnis
Platz | Startnr. | Fahrer | Team | Land | Wagen | Runden |
1 | 1 | O.Beretta (F), K.Wendlinger (A) | Viper Team Oreca | F | Chrysler Viper | 157 |
2 | 2 | D.Donohue (USA), S.Belloc (F) | Viper Team Oreca | F | Chrysler Viper | 1´11´´ |
3 | 33 | Vosse (B) DeFourny (B) | GL PK Racing Team | B | Chrysler Viper | -2 |
4 | 19 | C.Gläsel (D), C.Vann (GB), Hugenholtz (NL) | Chamberlain Motorsport | GB | Chrysler Viper | -3 |
5 | 3 | C.Hürtgen (D), S.Ortelli (F) | Roock Racing | D | Porsche 911 GT2 | -3 |
6 | 15 | W.Kaufmann (D), M.Ligonnet (F) | Freisinger Motorsport | D | Porsche 911 GT2 | -5 |
7 | 21 | P.Belmondo, Gosselin (F) | Paul Belmondo Racing | F | Chrysler Viper | -6 |
8 | 30 | G.Lister, M.Beaverbrook (GB) | BVB Motorsports | GB | Porsche 911 GT2 | -7 |
9 | 77 | R.Nearn (GB), E.Palmberger (D), N.Smith (GB) | Seikel Motorsport | D | Porsche 911 GT2 | -8 |
10 | 69 | Ried (D), Ried (D), Vuillaume (F) | Proton | F | Porsche 911 GT2 | -10 |
11 | 24 | H.Felbermayr, H.Felbermayr Jr.(D) | RWS Motorsport | D | Porsche 911 GT2 | -10 |
12 | 31 | J.P.Jarier, F.Lafon, N.Neugarten (F) | Lafon | F | Porsche 911 GT2 | -12 |
13 | 6 | F.Konrad (A), M.Hezemanns (NL) | Konrad Motorsport | D | Porsche 911 GT2 | -16 |