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10,4,99 ; von H.Gallinnis

Stormwarnung - 2.FIA-GT-Lauf: 500 Meilen von Silverstone

Im Vorfeld zum 2.Lauf der FIA-GT-Meisterschaft, der ausnahmsweise über eine längere Distanz als üblich ausgetragen wurde, sorgte die geringe Teilnehmerzahl von nur 23 Autos für etwas Unruhe. Einige Teams wie die Brookspeed-Mannschaft mit ihrer Viper oder das Marcos-Team waren gar nicht erst erschienen, was zumindest im letzteren Fall mit der mangels Ersatzteilen nicht möglichen Fertigstellung der Evo-Chassis erklärt werden konnte. Andere wie die Belmondo-Mannschaft rückten mit einem reduzierten Fahrzeugpark an. E.Clerico hatte in den letzten Runden der LeMans-Vorqualifikation seine Viper ordentlich verbeult, so daß an einen Einsatz in Silverstone nicht zu denken war.

Im Training zeichnete sich erstmals ein ernstzunehmender Gegner für die Oreca-Vipers ab. Der Werks-Lister Storm mit 7l Jaguar-Motor mußte sich beim Kampf um die Pole-Position der dominierenden Oreca Viper von Karl Wendlinger und Oliver Beretta nur um 3/10 Sekunden geschlagen geben. Dabei spielte sowohl das Handicapgewicht der Viper von 25kg als auch die gegenüber Monza andere Streckencharakteristik dem Team des britischen Hubraummonsters in die Hände. Gegenüber dem italienischen High-Speed-Kurs besitzt Silverstone mehr mittelschnelle Kurven aus denen das schnelle Herausbeschleunigen einem hubraumstarken und leichteren Wagen naturgemäß einfacher fällt. Die Lister-Mannschaft um Teamchef Laurence Pearce machte sich daher begründete Hoffnungen in Silverstone erstmals auf internationaler Bühne brillieren zu können. Hatte man doch mit Jaguar zu seligen Gruppe C-Zeiten noch das Rennen in Silverstone von 1986-1991dominiert. Als Verstärkung im Fahrerteam hatte man noch Bobby Verdon-Roe für das Wochenende verpflichtet.
Dahinter konnte sich im weitestgehend verregneten Training auf Platz 3 der Roock-Porsche von Claudia Hürtgen und Stefan Ortelli noch vor allen Vipers klassieren. Die in Monza noch so hervorragende Freisinger-Mannschaft plagte sich diesmal mit Motorproblemen herum, die einen Wechsel vom neuen, getunten Aggregat auf den alten Daytona/Sebring/Monza-Motor nötig machten und im Endeffekt den 17.Startplatz für das Fahrzeug von Kaufmann & Ligonnet bedeuteten. Den 4. Platz belegte die verbliebene Belmondo Viper Nr.21. Dahinter platzierten sich die Chamberlain-Viper Nr.18 (Amorim/Hoy/Seiler) vor dem 2. Roock-Porsche von Hubert Haupt & Andre Ahrlé.
Mit 3 Marken auf den ersten 3 Plätzen schien damit die Handicap-Regel ihre Wirkung voll erfüllt zu haben, aber würde sich das auch im Rennen abzeichnen können ? Christian Vann im Chamberlain-Viper war da anderer Ansicht: "Die 10kg spürst du im Wagen gar nicht. Ich hätte auch nichts dagegen wenn wir irgendwann mal 100kg zuladen müssen; das würde lediglich zeigen, daß wir in den vergangenen Rennen gut abgeschnitten haben !".

Am Rennsonntag präsentierte sich die Strecke erstmalig im trockenen Zustand.  Den Sprint zur ersten Kurve entschied der Lister für sich, während es dahinter ordentlich krachte. Renato Mastroprieto hatte den 2. Seikel-Porsche in die Boxenmauer gebohrt, was das Safety-car nach Ablauf der 1.Runde auf den Plan rief. Zum Glück für Franz Konrad, der nach einem Dreher in Maggots somit nicht allzuviel Rückstand einkassierte. Nach dem Neustart in der 5.Runde nistete sich der Lister auf der Führungsposition ein, dicht verfolgt von der Oreca-Viper Nr.1, während die tapfer kämpfende Claudia Hürtgen auf Platz 3 trotz intensiven Spätbremsens von einer Viper nach der anderen aufgeschnupft wurde.
Die 1. Runde der Boxenstopps nach ca.1h wurde vom Lister eröffnet, der sich nie mehr als einige Wagenlängen von der Nr.1 hatte entfernen können. Die Oreca-Mannschaft erledigte die gestellte Aufgabe eine Runde später etwas zügiger, was in der Führung resultierte. Unterdessen mußte der 2.Roock-911 mit Hubert Haupt am Steuer für einen etwas längeren Service an die Box; ein Kollisionsschaden am Heck mußte behoben werden. Teamkollegin Claudia Hürtgen konnte dagegen für wenige Runden Führungsluft schnuppern. Der niedrigere Verbrauch des 911 machte dies vorübergehend möglich. Während der Lister mit Bobby Verdon-Roe am Steuer den Abstand auf die führende Viper kontinuierlich abfeilte. Unterdessen sorgten im Mittelfeld die 2.Chamberlain-Viper (Dreher) und der RWS-Porsche der Felbermayr´s (Reifenschaden) für die Unterhaltung der spärlich erschienenen Zuschauer.
Die 2.Runde der Boxenstops wurde wiederum vom Lister eingeläutet. Der Stop der Viper war diesmal nicht schneller und Tiff Needell am Steuer des Listers konnte diesmal am Ende der Boxenausfahrt die Führung übernehmen. Die Herrlichkeit des Jaguar-betriebenen Wagens dauerte jedoch nicht lange an, nachdem in der 80. Runde Karl Wendlinger an dem gelb-grünen Wagen vorbeiziehen konnte und dieser in der Folge immer langsamer wurde. Eine gebrochene Antriebswelle, wie im Training, setzte der Gala des Listers ein Ende. Wie später rekonstruiert wurde stammten die Ersatzteile aus dem Bestand der Teile die man 1996 für das Rennen in Daytona (!!) zurückgelegt hatte.
Nach dem Ausfall des Listers war aus dem Rennen die Luft raus. Der Eschmann/Hulverscheid-Porsche bruzelte nach dem Bruch einer Ölleitung etwas an. Aus dem Öl rutschte der Haberthur-Porsche Nr.9 aus. Die Viper von Ni Amorim bekam eine Stop&Go-Strafe verpasst, bevor in der 123.Runde wegen Getriebeproblemen entgültig Schluß war. Der Roock-Porsche von Ortelli/Hürtgen lag kurz vor Schluß auf einem komfortablen 3.Platz, bevor ein Felgenbruch den Wagen auf den 5.Platz hinter die belgische PK-Viper und die von Hugenholz, Gläsel & Vann zurückwarf. Somit resultierte am Ende des Rennens die obligatorische Oreca 1-2 Paarung, und dies obwohl sich am Auto von Bell, Donohue und Belloc 2 Gänge abgemeldet hatten. Jedoch hatten für die ersten 80 Runden die Vipers ihren Meister im Lister gefunden. Dies lässt für die kommenden Runden der FIA-GT-Meisterschaft spannende Rennen erwarten. Den letzen Punkt des Rennens kassierte die Freisinger-Mannschaft um Ligonnet & Kaufmann, trotz zweier Platten während des Rennens.

Im Anschluß an den Lauf gab Stefan Ratel eine Pressekonferenz, in der über die zukünftige Entwicklung des Championnats informiert wurde. Ratel bedauerte die geringe Nennungszahl für den Silverstone-Lauf und führte diese u.a. auf die LeMans-Vorquali zurück. Er bezeichnete die starke Vorstellung des Listers als interessant und wichtig für die Meisterschaft. Ferner würde man die Meisterschaft auch weiterhin für neue Autos offen halten, so daß Privatteams Fahrzeuge wie z.B die Ferraris, Lamborghinis & Aston Martins (?!?) einsetzen könnten.
Ob seine Träume von großen Namen im Automobilsport auch durch hinreichend große Starterfelder für die Zukunft abgesichert sind, werden die nächsten Rennen zeigen müssen. Als nächstes steht der Lauf in Hockenheim in 6 Wochen an.

Endergebnis

Platz Startnr. Fahrer Team Land Wagen Runden
1 1 O.Beretta (F), K.Wendlinger (A) Viper Team Oreca F Chrysler Viper 157
2 2 D.Donohue (USA), S.Belloc (F) Viper Team Oreca F Chrysler Viper 1´11´´
3 33 Vosse (B) DeFourny (B) GL PK Racing Team B Chrysler Viper -2
4 19 C.Gläsel (D), C.Vann (GB), Hugenholtz (NL) Chamberlain Motorsport GB Chrysler Viper -3
5 3 C.Hürtgen (D), S.Ortelli (F) Roock Racing D Porsche 911 GT2 -3
6 15 W.Kaufmann (D), M.Ligonnet (F) Freisinger Motorsport D Porsche 911 GT2 -5
7 21 P.Belmondo, Gosselin (F) Paul Belmondo Racing F Chrysler Viper -6
8 30 G.Lister, M.Beaverbrook (GB) BVB Motorsports GB Porsche 911 GT2 -7
9 77 R.Nearn (GB), E.Palmberger (D), N.Smith (GB) Seikel Motorsport D Porsche 911 GT2 -8
10 69 Ried (D), Ried (D), Vuillaume (F) Proton F Porsche 911 GT2 -10
11 24 H.Felbermayr, H.Felbermayr Jr.(D) RWS Motorsport D Porsche 911 GT2 -10
12 31 J.P.Jarier, F.Lafon, N.Neugarten (F) Lafon F Porsche 911 GT2 -12
13 6 F.Konrad (A), M.Hezemanns (NL) Konrad Motorsport D Porsche 911 GT2 -16

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