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Interview Team Joest
von Harald Gallinnis
Bilder von Jan Hettler, Udo Klinkel, Martin Kreijci  Harald Gallinnis
  

2008 wird Audi zum ersten Mal werksseitig in Form des Teams Joest an der LMS teilnehmen. 2003-5 hatten nur Kundenteams, wie Veloqx, Goh und Oreca die Serie mit dem Vorläufer des dieselbetriebenen R10, dem Audi R8, bestritten. Mit der deutschen Truppe aus Wald-Michelbach im Odenwald steht in der 1000km-Rennserie nun das 2. Werksteam nach Peugeot parat. Und wer das Rennen in Le Mans 2007 noch vor Augen hat kann sich ausmalen welche Schlachten uns da ins Haus stehen. GT-Eins hat daher die Gelegenheit genutzt Reinhold Joest und seinem technischen Direktor Ralf Jüttner einige Fragen zum Saionstart zukommen zu lassen. Dabei wurden wir dankenswerterweise von Frau Eva-Maria Veith von der Audi-Pressestelle unterstützt die uns das interview ermöglichte.

Reinhold Joest


GT-Eins: In der vergangenen Saison hat Audi noch den Einstieg in die LMS unter Hinweis auf die Entwicklungspotentiale bei der Vermarktung abgelehnt. Was hat sich nun in der Serie geändert, das man diese Saison einsteigt?

Reinhold Joest: Es war immer klar, dass Audi mit dem R10 TDI über Le Mans hinaus auch gerne in Europa Rennen bestreiten würde. Audi hat sehr viele konstruktive Gespräche mit den Verantwortlichen der LMS hinsichtlich der Vermarktung, der TV-Übertragungen und der Organisation der Serie geführt. Dass sich mit Audi und Peugeot nun zwei große Automobilhersteller in der LMS in der Top-Klasse engagieren, wird das Interesse an der Meisterschaft weiter steigern. Audi hat sich entschieden, seinen Teil dazu beizutragen, die Serie weiter nach vorne zu bringen.

GT-Eins: Herr Joest, 2008 wird ihr Team in die Le Mans Serie einsteigen. Wie sehr freuen sie sich nach den ALMS-Jahren persönlich auf die Rückkehr in die europäische Sportwagenszene?

Reinhold Joest: Klar freuen wir uns! Wir waren Anfang des Jahrtausends lange genug mit Audi in Amerika unterwegs. Wir hatten zwar ein Intermezzo in der DTM. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass unsere Herzen besonders für die Sportwagen schlagen. Deshalb ist es toll, dass wir nun eine europäische Sportwagen-Serie für Audi bestreiten können. Das passt gut zu Joest.

GT-Eins: Wann hat ihr Team zuletzt eine Saison in einer europäischen Sportwagenmeisterschaft bestritten?

Reinhold Joest: Das war 1992 die Interserie – wenn man den ADAC-GT-Cup, den wir 1993 mit dem Porsche 944 bestritten haben, nicht mitzählt.

Interserie 1992

GT-Eins: Im Gegensatz zu den überwiegend 2-3h langen ALMS-Rennen hat die LMS ein längeres Format. Inwieweit schlägt sich dieses im Vergleich zur ALMS in einer Änderung der Rennstrategie nieder?

Ralf Jüttner: Das Rennformat eigentlich weniger. Viel wichtiger ist der Unterschied, wie die Rennen ablaufen. Die europäische Art und Weise, mit Gelbphasen sehr sparsam umzugehen, macht weitaus mehr aus als die Länge der Rennen. Abgesehen davon haben wir auch in Amerika Rennen über vier, zehn oder zwölf Stunden. Der wesentliche Unterschied sind die Gelbphasen. In der ALMS kann man eine verlorene Runde mit einer Gelbphase eventuell wieder gutmachen. In der LMS kann man sich darauf nicht verlassen – da ist eine verlorene Runde ein echtes Problem.


Ralf Jüttner



GT-Eins: Mit Peugeot steht im Jahr 2008 endlich ein gleichwertiger Gegner für Audi parat - wie stark schätzen sie die 908 in dieser Saison ein?

Ralf Jüttner: Sehr stark. Peugeot hatte ein gutes Einstiegsjahr. Sie haben viel gelernt und viel gearbeitet. Es ist klar, das wir Peugeot ernst nehmen müssen. Wir hatten bei Testfahrten ja auch schon Kontakte...

Laguna Seca 2007

GT-Eins: Mit Shanghai steht erstmals ein gut promotetes Rennen in Asien an. Was schätzen sie: steht uns bald eine weltweite Sportwagen-WM ins Haus? Würden sie ein solches Championnat begrüssen?

Reinhold Joest: Natürlich würden wir das begrüßen. Tatsache ist, dass sich die Sportwagen-Szene weltweit sehr positiv entwickelt. Das Rennen in Schanghai als erstes Anzeichen für eine neue weltweite Serie zu sehen, halte ich allerdings für etwas verfrüht. Wir wissen aus der Historie, wie schwer es ist, eine Weltmeisterschaft zu organisieren. Der ACO geht mit seinen Serien in Amerika, Europa und Asien einen guten Weg.

GT-Eins: Saisonhöhepunkt sind auch dieses Jahr wieder die 24h in Le Mans. Würden sie sich manchmal ein 2. 24h-Rennen wünschen?

Reinhold Joest: Nein, und zwar aus einem einfachen Grund: Das 24-Stunden-Rennen in Le Mans ist einzigartig und soll es meiner Meinung nach auch bleiben.

Start Le Mans 2007

R8

GT-Eins: In jüngerer Vergangenheit wurde auch über ein weiteres alternatives Treibstoffkonzept bei Audi spekuliert, das auf den TDI-Motoren aufbaut. Inwieweit ist da konkret was in Planung und wann ist damit zu rechnen?

Ralf Jüttner: Ich weiß, dass es Überlegungen in diese Richtung gibt, weil es gut zur Motorsport-Philosophie von Audi passen würde. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

GT-Eins: Kommen wir zu ihrem Team - wieviel Leute arbeiten konkret im Audi Sport Team Joest?

Ralf Jüttner: Wir sind normalerweise zwischen 35 und 40 Mann, in Le Mans natürlich mehr.

GT-Eins: Wie sieht die Unterstützung durch Audi im Hintergrund aus?  Wie viele Leute  arbeiten dort am R10? Wie muss man sich die logistische Unterstützung vorstellen?

Ralf Jüttner: Wie viele Leute in Ingolstadt und Neckarsulm am R10 TDI arbeiten, müssen Sie Audi fragen. Es gibt bei Audi Sport viele Leute, die an beiden Projekte arbeiten – Sportwagen und DTM. Deshalb ist die genaue Zahl sehr schwierig zu bestimmen. Was die Unterstützung betrifft: Bei Audi Sport gibt es einen Mitarbeiter, der für die Teambetreuung zuständig ist und die gesamte Teilelogistik zwischen Audi und Joest Racing managt. Bei den Rennen unterstützen uns Motoreningenieure von Audi Sport. Sie sorgen dafür, dass auf der Motorseite alles reibungslos funktioniert. Diese Form der Zusammenarbeit hat sich schon beim R8-Projekt bewährt.

GT-Eins: Was ist neu am R10 2008? Wo hat man Weiterentwicklung betrieben ?

Ralf Jüttner: Der R10 TDI wurde in Nuancen weiterentwickelt. Es sind viele Details neu, auch am Motor. Aber von der Basis her ist es noch immer das gleiche Auto wie 2006.

GT-Eins: In Le Mans überraschte 2007 viele Kollegen der Fakt das Audi erstmals mit  einer Traktionskontrolle unterwegs war. Warum hat man in der gesamten R8-Ära auf dieses wichtige technische Feature verzichtet und auch beim drehmomentstarken R10 Anfangs nicht eingeführt? War da nicht ein gewisses Risiko im Spiel?

Ralf Jüttner: Unser Meinung nach bestand beim R8 kein dringender Bedarf dafür. Irgendwann wurde die Weiterentwicklung des R8 dann ja auch eingefroren. Beim R10 TDI hatten wir am Anfang einfach nicht die Zeit. Es fehlte vor allem der Dauerhaltbarkeits-Nachweis. Wir wussten vor Le Mans 2006 nicht, wie sich die Traktionskontrolle auf die Zuverlässigkeit des Antriebsstrangs auswirkt. Die Zeit für die entsprechenden Tests gab es erst nach dem Rennen in Le Mans 2006.


Le Mans 2006

Sebring 2007

GT-Eins: Abschließend: der ACO hat nun die neuen Evo-Regeln für die LMP1 verabschiedet die auf geschlossene Wagen a la Gruppe C abzielt. Wann ist mit dem ersten offiziellen Entwurf eines geschlossenen Audi zu rechnen - und wird dieser noch weiter R10 heißen?

Ralf Jüttner: Diese Frage muss ich an Audi weitergeben. Das Evo-Reglement ist ja ziemlich umstritten. Eines ist aber sicher: Sollte es ein neues Auto geben, wird dieser sicherlich nicht R10 heißen. Bei den Projektnamen ist Audi Sport inzwischen bei der Zahl 14 angekommen – das ist das neue DTM-Auto.


GT-Eins: Herr Joest und Herr Jüttner, wir danken für das Gespräch!

GT-Eins: Wie teilt sich die technische Entwicklung am R10 derzeit auf?

Ralf Jüttner: Die Entwicklung und Konstruktion läuft komplett bei Audi Sport, teilweise auch mit unserer Unterstützung. Als Team führen wir die ganzen Tests durch. Audi Sport hat natürlich wie jede andere Firma verschiedene Lieferanten. Mit Bosch, Michelin und Shell gibt es tiefergehende Entwicklungs-Partnerschaften.

GT-Eins: Der Vorteil einer Werksunterstützung ist heute sicherlich das einem technische Ressourcen zur Verfügung stehen von denen man zu Gruppe C-Zeiten nur träumen konnte. Welche technischen Unterstützungen durch Audi möchten sie nicht mehr missen?

Ralf Jüttner: Ganz klar die Prüfstände und Computer-Simulationen. Und es ist natürlich sehr hilfreich, die gesamte Technische Entwicklung (TE) der AUDI AG hinter sich zu wissen. Die enge Anbindung von Audi Sport an die TE ist vorbildlich.

Audi 2010?




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