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76. 24h von Le Mans 2008
Testtag am 1.6.2008

von Harald Gallinnis
 
Le mans

Der diesjährige Testtag an der Sarthe, der bei durchwachsenen Wetterbedingungen abgehalten wurde, liefete 2 Erkenntnisse. Erstens scheint es angesichts des Tempos der Peugeot auf ein Rekordrennen herauszulaufen. Zweitens schlägt sich der Speed der mittlerweile an der Spitze gefahren wird in einem derartige Risiko nieder, das in der Top-Klasse jederzeit mit Abflügen der übelsten Sorte gerechnet werden muss. So krachte im Nachmittagstraining an der Sarthe der 908 von Marc Gene, nachdem er Unterluft bekommen hatte, dermassen vehement in die  Mauer das er an dieser Stelle die Betonbarriere knackte. Gene kam mit einem gebrochenen Zeh davon.

Erneut war damit ein LMP nach einem Quersteher (der Spanier war beim Versuch einer Rekordrunde in den Porsche-Kurven mit einem Rad auf das feuchte Gras gekommen) aufgestiegen. Der 5. Unfall dieser Art in diesem Jahr lässt für das Rennen Düsteres vermuten. Denn die Tempi an der Sarthe werden in diesem Jahr so hoch sein wie nie. Theoretisch sind Zeiten unter 3:20 im Qualifying und vielleicht auch im Rennen drin (Pedro Lamy erreichte ein 3:22,222 am Testtag). Und auch die Porsche RS-Spyder haben ein Potential aufgezeigt das Rundenzeiten von 3:35 beinhaltet. Ein Niveau das die schnellsten LMP1-Benziner mit Mühe erreichen können.

Audi

Weit weniger Probleme hatte der 2. Wagen des Teams, der offene Lola-Judd der in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Cytosport-Team eingesetzt wird. Klaus Graf, Jan Lammers und Greg Pickett mussten lediglich kleinere elektrische und mechanische Problemchen überstehen. Als der Staub aus dem Wagen geklopft war lief das Auto tadellos und spulte 34 Runden mit einer schnellsten Zeit unter der 3:40´er Marke (gefahren von Lammers) ab.

Geht man streng nach dem ACO Reglement dann dürfte Peugeot nur mit dem zerstörten Chassis der #7 am Rennen teilnehmen. Da der ACO diese Regel allerdings in den vergangenen Jahren recht freizügig gehandhabt hat (JLOC-Lamborghini 2007, IMSA-Porsche 2006) ist wohl kaum damit zu rechnen das man sich bei einem französischen Hersteller nun pingelig an die Regularien halten wird. Der 2. Epsilon-Wagen, der bei den Tests auch präsent war, wird erst nach dem Rückzug eines weiteren Teams am Rennwochenende zum Zuge kommen.

Der Ablauf der Sessions ist schnell erzählt: nachdem zunächst die Peugeot die Topzeiten auf den 3 vordersten Positionen bei feuchter strecke erzielen konnten  schafften es die Audis zunächst bei abtrocknender Strecke  sich unter die 908 zu schieben und schließlich gegen Ende der Vormittagssession auch die Bestzeiten im 3:33´er Bereich hinzulegen .  Als gegen Beginn der 2. Session die Strecke komplett abgetrocknet war packte als erstes Pedro Lamy den Hammer aus und brannte die 3:22,222 in die Bahn. Nach einer Rotphase durch den Abflug von Tracy Krohns Risi-Ferrari kurz vor der  Boxeneinfahrt versuchte sich Marc Gene ebenfalls an der Bestzeit wobei er den 908 irreperabel ondulierte.

Nach der Aufräumphase auf der Strecke begann es wieder heftig zu regnen. Audi konnte daher wie auch viele andere sein Potential nicht aufblitzen lassen. Die Ingolstädter dürften ebenfalls in diesem Jahr mehr zu zeigen haben als die 3:26 von Frank Biela vermuten lassen. Das man Peugeot vom Speed her allerdings nicht folgen kann, kann als sicher gelten. Das Joest-Lager beschränkte sich auch dann darauf Routinetests abzuspulen.

Mit ungewohnten Schwierigkeiten hatte die Charouz-Crew zu kämpfen: den Lola-Aston-Martin plagten laut Teammitteilung offiziell bislang unentdeckte Setup-Probleme. Inoffiziell wurde auch an den Ölleitungen des Aston-Motors geschraubt, was vermuten lässt das die Vollgaspasagen an der Sarthe die thermische Feuertaufe des Pakets in einer Woche darstellen werden.
 
908

Essex


Bei den LMP2 überzeugten die beiden Porsche-RS-Spyder mit den Bestzeiten. Aus deutschsprachiger Sicht hat die Premiere noch ein wenig mehr Atraktivität durch das Engagement von Werkspilot Sascha Maassen auf dem Essex-Spyder gewonnen.  Die schnellste Zeit freilich verbuchte wieder einmal der weiss-lila lackierte niederländische RS-Spyder des Van Merksteijn-Teams in dem Jos Verstappen erneut seinen Speed zelebrierte. Dahinter legten 2 Zytek-befeuerte Chassis die 3. und 4.-schnellste Zeit hin: der Barazi-Epsilon, in dem nun Stuart Mosley als 3. Pilot die Crew verstärkt und der offensichtlich gut funktionierende Embassy-WF01, der nur 2s hinter der Zeit Verstappens blieb.

Für den Testtag hatte sich Kruse-Motorsport mit Jean Francois Yvon als 3. Piloten verstärkt, der allerdings Anpassungsschwierigkeiten auf dem Lola-Mazda des einzigen deutschen Teams in der Klasse vermelden musste. Die Bestzeit fuhr Hideki Noda mit einer 4:11 bei noch teilweise feuchter Strecke

Die schnellsten Fahrzeuge der Benziner-Fraktion waren denn auch die Pescarolos, die sich allerdings von den Zeiten her lediglich auf dem Vorjahresniveau präsentierten. Somit verpuffte die vom Reglement angedachte  Besserstellung der Benziner durch 25kg weniger Gewicht vorerst wirkungslos. Im Gegenteil: die Kluft zwischen den Dieseln und den Benzinern ist nun noch größer geworden und beträgt mittlerweile 11s - vorerst, denn den 908 wurde ein Potential für Rundenzeiten unter 3:20 nachgesagt. Hinter den beiden Pescarolo und noch vor dem Charouz-Lola markierte der Oreca-Courage von Soheil Ayhari die 8. schnellste Zeit.

van Merksteijn

Aston


Ein aufregendes Wochenende hatte Ralf Kelleners im Spyker zu überstehen. Da sein letzter Le Mans Einsatz über 3 Jahre her ist, musste der Ex- Werks-Porsche und -Toyota-Fahrer den Rookietest  mit 10 Mindestrunden überstehen um  zum Rennen zugelassen zu werden. Wegen der Geburt seiner Tochter kam der frischgebackene Papa erst am Sonntag morgen an der Sarthe an, nur um nach 4 Runden einen Motorschaden im Werksspyker zu beklagen. Da ihm ein Fahrzeugwechsel vom ACO untersagt wurde, wechselte die Spyker-Crew kurzerhand den irreperablen Motor der #85 gegen den der #94 (dem Speedy-Garage Laviolette) aus und ermöglichte dem Düsseldorfer die Qualifikation. Angesichts dieser Umstände sollten die Zeiten der Spyker nicht überbewertet werden. 

In der GT1-Klasse klassierten sich  der schnellste der Aston-Martin-Wagen, der  in Gulf-Farben fahrende 009´er Aston von Garcia, Brabham, Turner sowie der Larbre-Saleen noch vor dem  Corvette-Duo. Erst dann folgte auf Rang 5 der Klasse der "deutschsprachig" besetzte DBR 9 von Wendlinger/Frentzen/ Picchini. Die beiden ehemaligen Sauber-Mercedes-Piloten  sind nach langer Zeit nun endlich wieder auf einem Fahrzeug vereint.




In der GT2- Klasse wird das derzeit abgekühlte Verhältns zwischen Porsche und dem ACO immer offensichtlicher: nur 3 aktuelle 997 RSR sind im Feld zu finden und alle sind über Vorqualifikationen ins Feld geutscht. Die Bestzeit am Testtag markierte einer der Ferraris. Der Risi-Competitione Wagen von Salo/Melo/Bruni ist quasi der mit den offiziellen Ferrari-Werksfahrern besetzte Top-430´er aus Marnello. Dem setzte Porsche den Flying Lizzard mit Jörg Bergmeister entgegen den Tim Sudgen und Paul Daniels in diesem Jahr zur Seite stehen.  Bergmeister markierte denn auch die 2.schnellst zeit hinter seinem Intimus Melo. Mit Bergmeister (Flying Lizzard), Richard Lietz (IMSA) und Wolf Henzler (Proton) stehen 3 Porsche-Werkspiloten in den 3 Top-Fahrzeugen den Privatiers und Paydrivern zur Seite.
 GT2

Die kompletten Best-Zeiten des Testtages können unter diesem Link eingesehen werden.


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